Inklusion feiern

Geistliches Leben: Inklusive Gottesdienste

Wahrer Reichtum ist: ohne Vorbehalte miteinander Gottesdienst feiern

Bei zwei Gottesdiensten in Leonberg zeigen Menschen mit und ohne Behinderungen, was “reich sein” für sie heißt / Aufbaugilde geht mit langzeitarbeitslosen Menschen in die Kirchengemeinden

“Reiten, Ohrringe, Handy. Die Liebe zu den Tieren. Dass es meiner Familie gut geht. Dass ich schöne Ausflüge machen kann und mit allen gut klar komme. Dass ich jeden Tag malen darf”. Das sind einige der Dinge und Aktivitäten, die die von “Atrio” Leonberg betreuten Menschen reich machen. Voller Überzeugung präsentierten sie dies bei zwei inklusiven Gottesdiensten in den evangelischen Kirchengemeinden Leonberg-Ramtel und Leonberg-Blosenberg. Die Predigt hielt Oberkirchenrat Dieter Kaufmann, Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werks Württemberg zum Thema “Wahrer Reichtum – was das Leben ausmacht: ewiges Leben und Reich Gottes“.

Jemanden zu haben, gutes Essen, gute Gedanken, raus zu können, die Familie, jemandem weiterhelfen zu können, gute Gespräche, keine Sorgen haben, gute Freunde, Arbeit und Geld. Das ist es, was reich macht. Davon sind die von “Atrio” begleiteten Bewohnerinnen und Bewohner überzeugt. Zahlreich waren sie am Sonntag, 15. Oktober in die beiden Leonberger Kirchen gekommen, um die Gottesdienste aktiv mitzugestalten und mit ihren Beiträgen zu bereichern. Michael Vogl bringt es für sich so auf den Punkt: “Reich macht mich, dass ich viele schöne Sachen von Bauknecht habe, dass es meiner Mama gut geht, dass ich gesund bin, dass ich oft auf Freizeiten gehen kann, dass ich oft spazieren gehen und S-Bahn fahren kann”. Jan Wennberg ist wichtig, “dass man harmonisch miteinander umgeht, tolle Betreuer hat, mit denen man gut sprechen kann”. Es macht ihn reich, dass er “pünktlich um 6:30 aufstehen kann und dass es der Familie gut geht”.

Inklusiver Gottesdienst Leonberg
Inklusiver Gottesdienst Leonberg

Zu Beginn des Gottesdienstes brachten vier der anwesenden Menschen mit Behinderungen eine Kerze, ein Kreuz, eine Bibel und Blumen nach vorne und stellten sie auf den Altar. Dazu sprachen sie die Worte: “Ich bringe das Licht. Denn Gott ist unser Licht. Ich bringe das Kreuz. Es erinnert uns an Jesus. Ich bringe die Bibel. Sie erzählt uns von Gott. Ich bringe Blumen. Denn jeder Gottesdienst ist ein Fest”. Später lasen sie aus den Gedanken-Wolken vor, die sie für den Gottesdienst mit Hilfe der Mitarbeitenden von “Atrio” vorbereitet hatten – und gestalteten die Fürbitten mit. Oberkirchenrat Kaufmann machte deutlich, dass sich gerade im Zusammenleben der Menschen, das durch Teilhabe für alle geprägt ist, gelebter Glaube zeige – und dies alle Menschen reich macht. “Inklusion macht aus, dass die Menschen gesehen werden und sagen können, wie sie am Leben teilhaben möchten”, so Kaufmann wörtlich. Reich zu sein, bedeute aber auch, Verantwortung zu übernehmen und seinen Besitz zum Wohle anderer zu nutzen.

Inklusiver Gottesdienst Leonberg
Inklusiver Gottesdienst Leonberg

Aufbaugilde bringt Langzeitarbeitslose in Kontakt mit Kirchengemeinden

Ein wichtiger Bestandteil der Arbeit der Aufbaugilde in der Stadt Heilbronn ist ein großes
Secondhand-Kaufhaus. Geschäftsführer Hannes Finkbeiner berichtet: “Hier bieten wir von der Bevölkerung gespendete Ware (Bekleidung, Bücher, Hausrats- und Alltagsgegenstände etc.) zum Verkauf an. Damit tragen wir zum ressourcenschonenden Umgang mit unserer Schöpfung bei. Gleichzeitig schaffen wir Arbeitsplätze für langzeitarbeitslose Menschen und sichern deren Finanzierung mit ab. Es ist uns wichtig, dass Kirchengemeinden unsere Arbeit kennen und sich mitverantwortlich fühlen, aber auch, dass die bei uns beschäftigten Menschen sichtbar sind und in den Kirchengemeinden einen Platz finden – also gelebte
Inklusion vor Ort.

Der Inklusionsfonds des Diakonischen Werks Württemberg (DWW) unterstützte die
Idee einer engeren Zusammenarbeit zwischen dem Secondhand-Kaufhaus und den
örtlichen Kirchengemeinden. In diesem Rahmen konnten wir auch mehrere
Gottesdienste mitgestalten, was zwar sehr zeitintensiv aber auch sehr bereichernd
für uns war. Die dabei gewonnenen Erfahrungen sind in der Handreichung
zusammengestellt. Sie bündelt unsere praktischen Erfahrungen bei der Umsetzung
von thematischen Gottesdiensten zum vorgestellten Thema. Hierbei gestalteten
immer im Secondhand-Kaufhaus arbeitende langzeitarbeitslose Menschen den
Gottesdienst mit, und auch das Thema „Ressourcenschonung“ wurde ganz praktisch
durch Präsentation unterschiedlicher Waren aus dem Secondhand-Kaufhaus in den
Kirchen sichtbar.

Wir sind sicher, dass unsere Erfahrungen bei der Vorbereitung und Gestaltung von
Gottesdiensten mit vergleichbarem Thema für entsprechende Projekte in
Kirchengemeinden hilfreich sein können. Darüber hinaus können sie auch in
Gottesdiensten für Projekte und Initiativen mit anderen Schwerpunkten als
Grundlage dienen”. Die Erfahrungen zum Nachmachen finden sich in der Handreichung, hier zum Download.

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